Und weiter geht es in der Welt der neuen Technologien: Nachdem sich unser letzter Beitrag mit Gesichtserkennungstechnologien befasst hat, folgen nun News zu Deepfakes. Bei Deepfakes geht es um die Erstellung von Klonen mittels künstlicher Intelligenz. Doch wer nun bei Klonen gleich an das Schaf Dolly denkt, täuscht sich. Vielmehr geht es um die Fälschung und Erstellung von Identitäten in Videos, Tonaufnahmen oder Texten. Derzeit kursiert in den deutschen Medien ein Video des Nachrichtensprechers Christian Sievers, indem der Sprecher in den Heute-Nachrichten für ein unseriöses Finanzprodukt zu werben scheint. Dabei hat er jedoch nie ein solches Video aufgenommen.

Derartige Fälschungen sind nicht neu. In China sollen Influencer bereits KI-generierte Klone in nächtlichen Verkauf-Livestreams einsetzen. Laut Silicon Inteligence, ein Unternehmen welches sich mit der Erstellung solcher Klone beschäftigt, reicht dafür bereits ein einminütiges Video des „Originals“ aus. Dabei soll die Erstellung eines Klons auf langfristige Sicht sogar kostengünstiger sein, als einen „echten“ mittelmäßigen Streamer aufzubauen. Solche Avatare sind als Influencer auch schon auf Instagram verbreitet und haben dabei eine beträchtliche Followerzahl. So zum Beispiel Lil Miquela, bei der es sich nicht um eine echte junge Frau, sondern um ein computergeneriertes 3D-Modell handelt.

Sowohl das Instagram-Profil von Lil Miquela, als auch das aktuelle Video von Sievers zeigen, dass die Deepfakes bereits eine sehr hohe Qualität haben. Die Unterscheidung zwischen Original und Fälschung wird zunehmend schwerer. Dies wirft nun besonders in Hollywood große Bedenken auf und war unter anderem auch der Grund für den kürzlichen Streik. Was wenn bald die Stars und Sternchen durch AI-Klone ersetzt werden? Und wie können sie sich davor schützen, dass ihre Identität unerlaubt genutzt wird? Dabei nutzt die Filmbranche selbst bereits seit einiger Zeit KI-Technologien. So wurde zum Beispiel Harrisson Ford für den neuen „Indiana-Jones“ Film durch künstliche Intelligenz verjüngt.

Deepfakes verändern aber auch die Art von Desinformation die verbreitet werden. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz können Identitäten präziser kopiert werden, wodurch die Klone authentischer wirken und somit glaubwürdiger sind. Ein Beispiel dafür sind die von Elliot Higgins mit Hilfe von KI generierten Bilder, die Donald Trump bei der Verhaftung zeigen sollen. Diese Bilder veröffentlichte er mit dem Kommentar „Making pictures of Trump getting arrested while waiting for Trump’s arrest”. Auf den ersten Blick wirken die Bilder täuschend echt und man kann davon ausgehen, dass sich die Qualität von Deepfakes in Zukunft noch weiter verbessern wird.

Generative AI kann aber auch neue Einkommensquellen eröffnen, indem das eigene Aussehen und die eigene Stimme lizensiert werden könnte. Durch solche Lizenzen müssten Schauspieler und Synchronsprecher gar nicht mehr persönlich zu Werbedrehs erscheinen, sondern könnten einfach ein 3D-Modell für sich auftreten lassen. Diesen Gedanken könnte man sogar soweit spinnen, dass ganze Filme nur mit Deepfakes gedreht werden könnten. Fraglich ist jedoch, ob sich eine derartige Prominenz, wie sie Hollywood-Schauspieler genießen, dann noch auf ihre Talente stützen lässt oder es nur noch auf das Aussehen ankommen wird.

Klar ist jedenfalls, dass die Grenze zwischen realer Welt und virtueller Realität immer weiter verwischen wird, je weiter die Technologien fortschreiten.

 

Foto von visuals auf Unsplash