Die digitale Welt entwickelt sich ständig weiter und bringt neue Technologien und Dienste hervor, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen. Ein Beispiel ist Clearview AI, ein umstrittenes Unternehmen, das Gesichtserkennungstechnologien einsetzt. Damit steht es im Mittelpunkt einer Debatte über den angemessenen Einsatz solcher Technologien und den Schutz der Privatsphäre. 

Was ist Clearview AI und wie funktioniert es?

Clearview AI ist ein Unternehmen, das eine fortschrittliche Gesichtserkennungstechnologie entwickelt hat, die es ermöglicht, Gesichter in großen Datenbanken zu identifizieren und zu verknüpfen. Dafür soll Clearview AI durch Scraping mehr als drei Milliarden Gesichtsfotos ohne Zustimmung der Betroffenen aus dem Internet heruntergeladen haben. Die Bilder wurden überwiegend von Socialmedia-Seiten, aber auch Nachrichtenportalen oder anderen Webseiten, auf denen Fotos verfügbar waren, herausgesucht. Mit der so erstellten biometrischen Datenbank wurde anschließend der Algorithmus trainiert auf den nun Nutzer von Clearview AI nach einer Registrierung zugreifen können. Die Gesichtserkennungstechnologie hat damit nicht nur das Potenzial, Strafverfolgungsbehörden bei der Aufklärung von Verbrechen zu unterstützen, sondern wirft auch erhebliche datenschutzrechtliche Bedenken auf.

Datenschutzrechtliches Problem:

Berichten zufolge sollen nicht nur die kanadische, amerikanische, französische und britische Bundespolizei, sondern auch private Unternehmen wie Apothekenketten oder Versicherungsbehörden Clearview AI genutzt haben. Europaweit verstößt das Speichern und Nutzen von personenbezogener Daten also auch Bildern ohne Einwilligung des Betroffenen gegen die DSGVO.

Um sich gegen dieses Vorgehen zu wehren, muss der Betroffenen überhaupt Kenntnis von dem Eingriff in seine Privatsphäre haben. Jedoch wird man von Clearview AI gerade nicht benachrichtigt, wenn es private Fotos aus dem Internet herunterlädt. Somit wissen viele überhaupt nicht, dass sich ihr Gesicht in der Datenbank befindet. Deshalb ist es auch unmöglich dem Download im Vorhinein zu widersprechen, da man gar nicht nach der Erlaubnis gefragt wird. Um Informationen über möglicherweise gespeicherte persönliche Daten zu erhalten oder diese löschen zu lassen, muss bei Clearview AI erst ein Antrag gestellt werden. Zwar wird daraufhin das biometrische Template gelöscht, die Bilder behält Clearview AI dennoch. Die Durchsetzung eines Anspruchs gegenüber Clearview AI  kostet also viel Zeit und Nerven.

Kritik:

Mit jedem weiteren hochgeladenen Foto die Datenbank unkontrolliert immer weiter erweitert. Somit kann ein flächendeckendes Netz geschaffen werden, dass eine Überwachung jedes einzelnen Bürgers ermöglicht, so wie dies bereits in China teilweise der Fall ist. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Clearview AI nicht nur den Strafverfolgungsbehörden zugänglich ist, sondern jedem Internetnutzer auf der ganzen Welt. Was mit den Daten später geschieht und wie sie gesichert sind, weiß bisher keiner so genau.

„Was Clearview AI tut, ist Massenüberwachung. Und das ist illegal.“

Daniel Therrien, kanadischer Datenschutzbeauftragter

Daher wäre es wohl besser die Gesichtserkennungssoftware vollständig auf europäischer Ebene zu verbieten und das Unternehmen wegen seiner Verstöße zu sanktionieren. Das Bekämpfen einzelner Folgen führt hier nicht zum Ziel.

Fazit:

Die globale Dimension, die rechtlichen Herausforderungen und Implikationen solcher Technologien  machen deutlich, dass der Datenschutz eine zentrale Rolle im Zeitalter der Technologie spielen muss. Es ist entscheidend, dass Gesetzgeber, Unternehmen und die Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der die Chancen neuer Technologien nutzt, ohne die Grundrechte und den Datenschutz der Menschen zu gefährden.

 

 

Foto von Bernard Hermant auf Unsplash

 

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