Mit einer neuen Datenschutzrichtlinie (Richtlinie 2009/136/EG) will die EU für mehr Sicherheit und Transparenz bei der Datenkommunikation sorgen. Von der Datenschutz-Änderung sind auch Cookies betroffen. Diese sollen zukünftig nicht mehr ohne Wissen und Willen des Nutzers auf dessen Rechner gespeichert werden können.
Cookies sind vor allem für den Online-Handel und für die Online-Werbung von erheblicher Bedeutung. Nicht nur, dass der Seitenbetreiber seine Nutzer so wieder identifizieren kann. Er kann noch viele nützliche weitere Informationen in den Cookies speichern und herauslesen, die ihm helfen die „richtige“ Werbung zu platzieren oder Produkte zu verkaufen. Cookies sind aber vor allem für die Affiliate-Publisher von existentieller Bedeutung, weil die Zuordnung einer erfolgreichen Vermittlung (Click, Lead, Sale) beim Merchant oftmals nur über Cookies erfolgen kann.
Nach dem Wortlaut der Richtlinie sollen die nationalen Datenschutzbestimmungen spätestens am 25.05.2011 sicherstellen
dass die Speicherung von Informationen oder der Zugriff auf Informationen, die bereits im Endgerät eines Teilnehmers oder Nutzers gespeichert sind, nur gestattet wird, wenn der betreffende Nutzer auf der Grundlage von klaren und umfassenden Informationen, die er gemäß der Richtlinie 95/46/EG über die Zwecke der Verarbeitung erhält, seine Einwilligung gegeben hat.
Im Klartext heisst das: keine Cookies ohne Einwilligung (ausgenommen hiervon sind Session-Cookies, für die keine Einwilligung benötigt wird).
Jetzt ist das für die meisten Online-Shops (auch eBay oder amazon) ebenso wenig wie für soziale Netzwerke (z.B. facebook, xing, StudiVZ) kein grösseres Problem. Da diese im Rahmen des Bestell- bzw. Registrierungsprozesses ohnehin ihre Datenschutzbestimmungen mit einbeziehen müssen, sollte es kein grösseres Problem sein dem Nutzer (der die vielen Info-Texte nur flüchtig oder gar nicht liest) auch die Zustimmung zur Cookie-Nutzung unterzujubeln. Problematisch wird es aber für Sites, die ihre Dienste bislang ohne Registrierungsprozess erbracht hatten, also vor allem für News- und Informationsseiten. Diese Seiten bzw. deren Werbepartner, die ja oft die Kostenfreiheit des Info-Angebots erst ermöglichen, benötigen die in den Cookies gespeicherten Informationen dringend, um ihren Lesern die „richtige“ – also die auf das Profil des einzelnen Lesers zugeschnittene – Werbung zu präsentieren. Im Ergebnis müssten solche Sites zukünftig ihre Nutzer erst in einem mehr oder weniger umständlichen Verfahren um deren Zustimmung bitten.
Entsprechend gering ist also die Begeisterung der Webwirtschaft. Spiegel online beispielsweise lässt seine Redakteure sehr deutlich Stellung beziehen.
Für uns Web-Unternehmen sind sie wichtig, weil die über Cookies erhobenen Daten eine essentielle Grundlage für unsere Refinanzierung darstellen. SPIEGEL ONLINE wäre nicht bezahlbar, wenn es gegenüber Werbekunden nicht ausweisen könnte, wie viele Leser es hat. Wenn Sie so wollen, werde auch ich mit Keksen bezahlt.
Der Unmut tatsächlich nicht unberechtigt. Durch diese Regelung geraten die bislang zugangsfreien Seiten noch weiter unter Druck, zumal sie im Kampf um die Anzeigenkunden immer mehr Marktanteile an facebook & Co verlieren. Müssten Sie ihr eigentlich frei zugängliches Angebot zukünftig hinter einen wie auch immer garteten Registrierungsprozess schieben, würden sie noch mehr User verlieren.
Es bleibt deshalb abzuwarten, ob und wie die Richtlinie umgesetzt werden wird. Allen Anbietern, die mit Cookies arbeiten sei jedoch geraten, sich möglichst früh zu informieren.
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